00:00:05: Rhythmuskontrolle
00:00:06: durchführen.
00:00:08: Na und wenn ich ehrlich bin, das ist eigentlich das, was den Job ausmacht, halt die Gesichter, die Geschichten.
00:00:15: Ein kühler
00:00:16: Tag in gräfes
00:00:17: Mühlen.
00:00:18: Der Regen, der hat aufgehört, die Straßen klänzen und die Luft ist herrlich frisch.
00:00:24: Auf dem Parkplatz hier beim DHK-Gebäude hält ein weißer Bus.
00:00:28: Am Steuer Christian Enz, er ist Leiter des Fahrdienstes hier beim Roten Kreuz.
00:00:33: Ich steige gleich ein.
00:00:34: Ich möchte erfahren, was er macht und über Menschen sprechen, die auf diesen Fahrdienst angewiesen sind.
00:00:40: Und über Wege, die ohne Hilfe unüberwindbar wären.
00:00:44: Und über eine Arbeit, über seine Arbeit.
00:00:47: Die Leise wirkt, aber Großes bewegt.
00:00:50: Also, los geht's,
00:00:51: komm mit.
00:00:53: Ich bin Antje.
00:00:54: Das hier ist mein Herzensprojekt.
00:00:57: Gemeinsam mit dir und den Kollegen will ich der Welt zeigen, was wir alles Gutes tun.
00:01:03: Warum wir machen, was wir machen.
00:01:06: Kreuz und Quer.
00:01:08: Der Podcast des Roten Kreuzes.
00:01:10: Herzlich willkommen.
00:01:12: Ja, Mensch, Christian, danke, dass ich heute mitfahren darf.
00:01:15: Wohin geht's jetzt?
00:01:16: Wir fahren hier in Krebsmühlen, fahren wir zum St.
00:01:19: Georgstift.
00:01:20: Das ist eine Einrichtung von der Diakonie.
00:01:23: Da bringen wir den Herrn Bandit zum Augenarzt.
00:01:27: Ah, okay.
00:01:28: Auch in Krebsmühlen.
00:01:30: Wir bleiben hier im Ort.
00:01:31: Sehr schön.
00:01:32: Vielleicht erste Frage.
00:01:33: Wenn du morgens losfährst, was siehst du zuerst?
00:01:36: Siehst du der erste Termine, Ziele, Routen?
00:01:39: Oder siehst du tatsächlich Gesichter und ihre Geschichten?
00:01:43: Ja, das ist eine gute Frage.
00:01:45: Erstens sehe ich immer erst mal den Fahrplan.
00:01:48: Als Fahrdienstleiter hast du immer den Fahrplan immer vorm Auge.
00:01:53: Und klar, da muss ich halt die Termine noch mal überprüfen, die Ziele, wer wann wird, wo abgeholt.
00:02:00: Da muss ich natürlich auch schon beim Durchsehen manchmal auch mehr als Namen und Zeiten.
00:02:08: Da sehe ich zum Beispiel Frau K., die jeden Mittwoch zur Dialysemus oder HNM, der sich dann auf dem Spaziergang auch im Park freut.
00:02:16: Solche Fahrten führen wir auch durch.
00:02:19: In der jeden Namen, wie gesagt, steckt auch eine Geschichte.
00:02:22: Zwar ist das eine gewisse Routine, aber es ist halt auch ein Stück Leben.
00:02:27: Und wenn ich ehrlich bin, das ist eigentlich das, was den Job ausmacht, halt die Gesichter, die Geschichten.
00:02:33: Bringen wir gleich zur nächsten Frage.
00:02:35: Der Fahrdienst ist ja, du sagst es ja so schön, mehr als ein Transport von A nach B, so eine ... Was genau macht ihn aus?
00:02:41: Was konkret?
00:02:42: Und was bedeutet das für Menschen, die sonst zu Hause nicht wegkommen würden, wie du gerade gesagt hast, ne, Frau M, Herr B?
00:02:51: Was passiert an einem ganz normalen
00:02:53: Tag, Christian?
00:02:54: Ja, wie gesagt, es ist wirklich mehr als ein reiner Fahrdienst.
00:02:58: Wir holen die Menschen nicht nur ab, wir holen sie raus.
00:03:02: Also raus aus der Situation, also aus dem Gefühl, alleine zu sein.
00:03:09: Wir helfen auch nicht nur beim Einsteigen, Aussteigen, aber wir hören auch zu, wie gesagt, warten beim Arzt, zum Beispiel, wenn es länger dauert.
00:03:19: Da haben wir halt Zeit, manchmal auch vielleicht.
00:03:22: muss Frau K. auch mal zur Apotheker ran.
00:03:25: Dann machen wir das natürlich auch für sie.
00:03:28: Oder wir hören, wie gesagt, zu und geben auch ein gewisses Stück das Gefühl, nicht allein zu sein.
00:03:37: Ein normaler Tag, der beginnt eigentlich frühst.
00:03:41: Erst werden die Autos geprüft, die Touren werden abgestimmt.
00:03:46: Dann geht's los, dann fahren wir zum Beispiel ein Kindergartenkind.
00:03:49: Wir fahren zur Dialyse, wir fahren ... zum Arzt mit vielen Patienten oder zu einigen Therapien.
00:03:58: Oder haben auch täglich auch die Tagespflege, die wir in Schirmbäch ansteuern.
00:04:04: Oder die Tagesklinik in Wismar.
00:04:06: Wir fahren halt auch Menschen, die sonst ohne Unterstützung zu Hause, die würden einfach festsitzen.
00:04:13: Und das halt mit Wöde und Respekt.
00:04:16: Und manchmal gibt's natürlich auch einen kleinen Scherz am Morgen.
00:04:19: Das darf nicht fehlen.
00:04:20: So schätze ich dich ein.
00:04:22: Wunderbar.
00:04:24: Christian, gab es irgendwie, wenn ihr jetzt zurückblickst, du hast mir vorhin erzählt, dass du auch schon seit sechs Jahren dabei warst, gab es in dieser Zeit eine Begegnung, die dich nicht mehr rausgelassen
00:04:35: hat?
00:04:35: Ja, die gab es tatsächlich.
00:04:36: Zum Beispiel, wenn ich hier lege an einen älteren Herrn, den hatten wir damals regelmäßig zur Krebsbehandlung gefahren.
00:04:44: Am Anfang war er sehr still, fast verschlossen, wiegt er.
00:04:48: Aber mit der Zeit hat man so ins Gespräch während der Fahrt, nicht nur übers Wetter.
00:04:54: Dann gab es natürlich auch, wie ist die familiäre Situation, zum Beispiel, oder halt seine Sorgen auch, die man so täglich hat, auch wenn man jetzt eine Krebsbehandlung dann auch erhält.
00:05:07: Das ist dann auch schon nicht gerade so einfach für einige Leute.
00:05:11: Also irgendwann redet er auch halt über sein Leben, auch über seine Familie, seine Sorgen, Ängste.
00:05:17: Und irgendwann hat er noch mal zu mir gesagt, dass ich halt der Einzige bin, mit dem er noch so richtig reden kann.
00:05:24: Und das ging mir halt ganz schön nach.
00:05:26: Und das hat mir auch gezeigt, wie viel Nähe und Menschlichkeit auch während der, ich sag jetzt mal zum Beispiel, dreißigminütigen Fahrt in der Regel, dass man da doch mehr Menschlichkeit in dieser Arbeit steckt.
00:05:41: Und halt das auch zwischen den Zeilen, so dieses Miteinander.
00:05:47: Auch wenn es nur eine halbe Stunde ist.
00:05:49: Aber die prägt,
00:05:50: ne?
00:05:50: Die prägt, ja, beide Seiten,
00:05:52: genau.
00:05:52: Das war ja auch für ihn wichtig, nicht nur
00:05:54: für dich.
00:05:55: Das ist weil, wie ich sagte, vielleicht vorhin halt die Isolation, die die Menschen haben.
00:06:02: Wenn sie dann noch eine Erkrankung haben, die ist dann doch noch mal ein bisschen weit stück.
00:06:10: Wow, sehr berührend.
00:06:12: Wir kriegen jetzt die Kurve, weil das geht mir auch ganz schön nah.
00:06:15: Ja, du bist ja jeden Tag on Tour.
00:06:17: Du bist
00:06:18: Fahrdienstleiter und auch derjenige, der den Überblick behält, Christian.
00:06:22: Du koordinierst, du organisierst, du denkst mit.
00:06:24: Was konkret hatte ich persönlich zu dieser Aufgabe geführt?
00:06:27: Und was gibt dir das Gefühl?
00:06:29: Mensch, das hier, das macht Sinn.
00:06:32: Klar, du hast jetzt die eine Geschichte genannt und auch die ganzen Geschichten, die du begegnet hast.
00:06:36: Wieso machst du das,
00:06:36: was du machst?
00:06:37: Ja, ich komme, wie gesagt, selbst aus dem Fahrdienst.
00:06:40: War viele Jahre schon unterwegs, auch beim DRK, auch bei anderen Fahrdiensten.
00:06:45: Und ich kenne halt die Strecken, ich kenne die Menschen, die Herausforderungen, die tagtäglich zu bewältigen sind.
00:06:54: Und irgendwann hat sich dann nochmal so die Möglichkeit ergeben, dass ich mich halt weiterbilden konnte.
00:07:00: Und hab dann natürlich dann auch die Möglichkeit bekommen, diese Stelle auszufüllen.
00:07:07: Christian, die Region Nordwest-Mecklenburg, ich lebe hier auch, die ist ja riesig und der Bedarf wächst.
00:07:13: Was braucht der Fahrdienst, damit er auch in Zukunft für alle da sein kann, die ihn brauchen?
00:07:19: Und wo stößt der heute schon an seine Grenzen?
00:07:21: Was denkst du?
00:07:22: Wie schätzt du das ein?
00:07:23: Also, ganz klar, brauchen wir eigentlich mehr Personal.
00:07:27: Wir brauchen, wie gesagt, Fahrerinnen und Fahrer mit Herz, mit Geduld.
00:07:30: Weil zum Beispiel Frau K. ist dann doch nicht mehr so gut zu Fuß.
00:07:34: Und es braucht halt manchmal ein bisschen mehr als nur wir müssen schnell von A nach B fahren.
00:07:41: Wir brauchen auch Fahrzeuge, die barrierefrei sind und halt auch bezahlbar im Betrieb.
00:07:46: Wir brauchen halt auch Anerkennung dafür, dass Mobilität halt zwar eigentlich ein Menschenrecht sein müsste.
00:07:54: Gerade diese weiten Strecken, die wir halt hier in Nordfelsse Mecklenburg bewerkstelligen müssen.
00:07:58: Und unsere Grenze liegen eigentlich in der Bürokratie.
00:08:03: Weil zum Beispiel das mit der Krankenkasse, mit der Zuzahlung.
00:08:08: Das ist so aufwendig.
00:08:10: Man muss immer prüfen, z.B.
00:08:11: ist derjenige befreit oder nicht befreit.
00:08:13: Dann ist er nicht befreit, da muss man wieder in der Rechnung schreiben.
00:08:17: Oder er hat das vielleicht nicht gezeigt und der Mitarbeiter hat das dann falsch angekreuzt.
00:08:22: Da muss man das wieder korrigieren.
00:08:25: Das ist halt auch Zeit, was halt auch fehlt, um halt auch z.B.
00:08:30: mehr Fahrten durchzuführen.
00:08:31: Oder auch einfach für den Mensch da sein.
00:08:34: Und ja, wie gesagt, manchmal fehlt halt auch das Verständnis dafür, dass dieser Dienst einfach nicht nur nett, sondern halt, der ist einfach notwendig.
00:08:43: Damit die Menschen halt von A nach B kommen.
00:08:45: Ja, sehe ich auch so.
00:08:46: Ist kein nice to have, das ist wirklich eine Notwendigkeit, ne?
00:08:49: Christian, vielen Dank.
00:08:50: Ja, vielen Dank.
00:08:52: Und jetzt geht's weiter, jetzt
00:08:54: fahren wir.
00:08:54: Jetzt fahren wir hin.
00:08:55: Jetzt
00:08:55: fahren wir
00:08:56: hin.
00:08:56: Bei den Patienten.
00:08:56: Bärnet zu
00:08:57: holen, genau.
00:08:57: Genau.
00:08:58: Und den bringen wir jetzt zum Augenarzt.
00:08:59: Wunderbar.
00:09:02: So.
00:09:02: Ich steig jetzt hier aus.
00:09:04: Der Bus, der steht wieder.
00:09:05: Ein paar Orte weiter, ein paar Gedanken tiefer.
00:09:08: Der der Kafa-Dienst, der bringt Menschen nicht nur von A nach B, wie du eben gehört hast, sondern dahin, wo sie gebraucht werden, gesehen werden, dazu gehören.
00:09:16: Vielleicht kennst du ja jemanden, der genau das braucht.
00:09:20: Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich heute mit Christian hier mitfahren durfte und vielleicht fandst du das Gespräch ja auch sehr so berühmt,
00:09:27: wie ich.
00:09:28: Danke fürs Zuhören.
00:09:30: Kreuz und Quer.
00:09:35: Wir
00:09:36: treffen uns zweimal im
00:09:37: Monat hier.
00:09:38: Zusammen reisen wir durch die Vielfalt unseres roten Kreuzes.
00:09:42: Du willst dabei sein?
00:09:42: Dann melde dich bei mir.
00:09:44: Lass uns zusammen auf diese Höhereise gehen.
00:09:47: Bereit?
00:09:48: Dann freue ich mich auf deine Geschichte in Kreuz und Quer.